Protestbericht Nr. 3 – 16.09.2023

Was passiert in Kurdistan?

Anlässlich des bevorstehenden Jahrestags der Ermordung von Jina Amini in Teheran und dem Beginn des „Frau* Leben Freiheit“-Aufstandes, riefen die Parteien Kurdistans zum Generalstreik an diesem Tag auf, während das Islamische Regime mit der Militarisierung Kurdistans begann.

Militarisierung

Die Islamische Republik leugnet mehr als 40 Jahre Unterdrückung und sexuelle Apartheid im Iran und betrachtet den Aufstand als Ergebnis der Intervention der USA und Israels sowie als Agenda der kurdischen Parteien, die ihren Sitz in Irakisch-Kurdistan haben. Damit wurde politischer Druck auf die irakische Regierung und die Regionalregierung Kurdistans ausgeübt, diese Parteien zu entwaffnen. Das Regime hat dafür eine Frist bis zum 19. September gesetzt.

Um seine Entschlossenheit zu demonstrieren, schickte das Regime Tausende Soldaten der Revolutionsgarden und der Armee in die Grenzstädte. Kriegsgerät, darunter Panzer, Kanonen und Panzertruppen, wurden in den letzten Wochen aus dem ganzen Iran nach Kurdistan transportiert.

Ziel des Regimes war es, mit dieser massiven militärischen Gewalt nicht nur den politischen Druck auf die irakische Regierung zu erhöhen, die iranisch-kurdische Opposition zu entwaffnen, sondern sich auch auf mögliche Proteste und Aufstände in den Städten Kurdistans vorzubereiten. Das Regime stationierte Tausende bewaffneter Soldaten in den Städten Saqqez, Bukan, Mahabad, Piranshahr, Sanandaj, Ashnoye usw. und veranstaltete zur Einschüchterung sogar eine Panzerparade auf dem Aichi-Friedhof von Saqqez, wo sich das Grab von Jina Amini befindet.

16. September 2023

Am 16. September begann das kurdische Volk einen Generalstreik in allen Städten Kurdistans, von den nördlichsten Städten an der türkischen Grenze bis zu den südlichsten Städten in der Provinz Kermanshah, und alle Geschäfte Kurdistans wurden geschlossen. Die Schließung der zumeist kleinen Läden und Geschäfte in Kurdistan ist von Bedeutung, weil ihre Besitzer nah am Proletariat sind und nicht die gleichen Interessen wie die iranische Bourgeoisie haben. Die reichsten Ladenbesitzer sind nur kleinbürgerlich.

Der Streik in Kurdistan hat gewonnen – trotz der Drohungen des Regimes, die Geschäfte zu schließen, trotz des Einsatzes von Sicherheitskräften auf den Straßen und von Hubschraubern in der Luft.

Saqqez

Die Situation in Saqqez gleicht heute eher einer militärisch besetzten Stadt. Die Streitkräfte haben alle Straßen der Stadt unter ihre Kontrolle gebracht und Kontrollpunkte eingerichtet, es werden nur noch Stadtbewohner*innen hineingelassen. Das Regime will um jeden Preis verhindern, dass sich die Menschen auf dem Friedhof von Saqqez versammeln. Zu diesem Zweck öffneten sie sogar die Schleusentore des Cheraghavis-Staudamms, um die Wege rund um den Aichi-Friedhof zu fluten.

Außerdem griffen sie das Haus von Jina Amini an und hielten ihren Vater mehrere Stunden lang fest. Später sperrten sie die ganze Familie in ihrem eigenen Haus ein und stellten Militär auf, um jede Bewegung in ihrer Straße und Versammlungen zu verhindern.

Heute hat die Islamische Republik all ihre trügerischen Masken abgelegt und den Menschen in Kurdistan und Saqqez ihr wahres Gesicht gezeigt: das der Besatzer!

Trotz aller Drohungen sind die heldenhaften Menschen von Saqqez zum Aichi-Friedhof gegangen und haben ihren revolutionären Willen gezeigt. Die Besatzungssoldaten griffen die Menschen an, ein junger Mann aus Saghazi wurde in den Kopf geschossen und liegt zum Zeitpunkt der Niederschrift dieses Berichts im Krankenhaus, es besteht keine Hoffnung, dass er überlebt!

Was noch kommen wird

Prophezeiung ist nicht mit Politik vereinbar – wir wissen es nicht! Aber eines ist klar: Das außenpolitisch gescheiterte und zum Rückzug gezwungene islamische Apartheidregime ist unfähig, die Wirtschafts- und Umweltkrise zu lösen und hat die Fähigkeit verloren, das Land zu regieren. Heute gibt es nur noch eines, das sie können: Unterdrückung!

Die nächsten Tage und Monate werden zeigen, wie effizient die Unterdrückungsmaschinerie der Islamischen Republik ist. Wenn das Repressionsmanagement versagt und nicht mehr funktioniert, wird ein Sturm losbrechen. Ein Sturm, dessen Ende wir nicht kennen, aber die Islamische Republik wird mit Sicherheit von diesem Sturm hinweggefegt werden.

Lang lebe die Revolution, Jin Jiyan Azadi

Lang lebe der Widerstand der heldenhaften Völker Kurdistans und Belutschistans


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passiert am 16.09.2023